Meine Berichte:


Freitag, 2. Juli 2004
Voller Vorfreude sass ich im Auto Richtung Sarnen, wo ich den Rest des Teams treffen sollte. Sie trafen kurz nach mir im Haus des Teamchefs mit unserem Bus ein. Die hinteren Sitzreihen waren schnell ausgebaut und die Velos und Bikes festgemacht. Nici kochte uns noch etwas, dann machten wir uns auf den Weg an das untere Ende unserer Schweiz. Bereits auf der Autobahn sahen wir vereinzelte Autos mit ähnlichen Aufklebern, die das Auto als Teamfahrzeug kennzeichneten.
Auf der Raststätte Heidiland parkten dann schon mehrere solcher Busse nebeneinander, auch die Teams waren oft gut erkennbar. Diesmal hatte es auch bei unserer Teambekleidung geklappt und wir betraten einheitlich das Restaurant. Man könnte meinen, es sei heute nichts Spezielles mehr, aber wir wurden dennoch von verschiedenen Seiten beäugt. Dasselbe taten wir mit einem jungen Mann mit dem T-Shirt des Wörgerballs (für diejenigen - wie der Rest meines Teams - die diesen Ball nicht kennen... der findet immer zur Fasnachtszeit in Sins statt), den Rest des Wochenendes dachten wir uns so die Spielregeln für Wörgerball aus (z.B. Klassierung nach Grösse der Hände).
Über verschiedene Pässe erreichten wir schliesslich, mit Hunderten anderen Teams das kleine, eigentlich sehr idyllische Dörfchen Vicosoprano, das sich unter Einfluss des Gigathlon zum grössten Campingplatz der Schweiz mauserte. Die Busse wurden am Strassenrand parkiert, einer hinter dem anderen, kilometerlang! Beim Check-In im Schulhaus trafen wir schon die ersten Bekannten. Zum Quatschen hatten wir ja genügend Zeit während dem halbstündigen Anstehen. Nach verschiedenen Umwegen hatten wir die Turnhalle erreicht und erhielten dort unsere orangen Gigathlon-Zelte sowie die Startnummern, Badges und Sponsorengeschenke. Draussen traf ich zum ersten Mal an dieser "Reise" auf Janine (Schwimmkollegin vom SCRB) und ihr Team, sie hatten das Warten in der wachsenden Schlange noch vor sich.
Auf der Suche nach dem passenden Platz für unsere Zelte wanderten wir durch ein immer grösser werdendes Meer an orangen Behausungen und fanden schliesslich etwas Platz in der Nähe unseres Busses. Aufgebaut war schnell und wir begaben uns zum Essenszelt. Dieses war in Erwartung auf die Begrüssungsrede gefüllt, es war ja auch schon etwa neun Uhr abends. Das Abendessen bekamen wir ohne grosses Warten. Vegimenü und Fleischmenü wurden grosszügig verteilt, es schmeckte sehr gut! Die Stimmung war gut, als der Sprecher die Bühne betrat, und kochte fast über, als er erklärte, dass die Inliner am Sonntag die Autobahn benützen konnten.
Dank unseren geschenkten Stirnlampen (wirklich eine gute Idee!!) fanden wir den Weg zu unseren Zelten durch die fast orange Fläche (es sollen etwa 1700 Zelte gewesen sein).
Es ist sehr lange her, dass ich aus der Wasserflasche im Freien die Zähne geputzt habe... aber es macht Spass! ;-) Nach elf Uhr des Nachts legten wir uns in unsere Schlafsäcke auf die (unterschiedlich aufgepumpten;-)) Matten und freuten uns auf den nächsten Tag...


Samstag, 3. Juli 2004 Als ich geweckt wurde, war mein Zelt bereits leer. Ich hatte zwar schon im Halbschlaf andere Leute gehört, aber ich wusste nicht, dass Irene schon am Zusammenpacken war. Wir waren nicht die Einzigen, überall machte sich Aufbruchstimmung breit und Rolf entdeckte seine Nervosität.
Beim Verstauen der Zelte und Schlafsäcke im Auto traute ich mich zum ersten Mal auf die Uhr zu sehen: 05:30 Uhr! Für diese Zeit war ich erstaunlich wach. Während sich Rolf bereit machte für seine erste Etappe, holten wir anderen unsere Frühstücks- und Lunchsäcke. Ich war überrascht über die Vielfalt beim Essen. Wie bei einem richtigen Frühstück zu Hause gab es Brot mit Butter und Konfitüre, sowie diverse Muster von den Sponsoren: Orangensaft, Knuspermüesli, Activit, Käse und weitere Kleinigkeiten; ebenso das Lunchpacket. Zwischen den Autos sassen wir auf der Strasse und frühstückten gemütlich, während sich Rolf schon am Start befand und den Klängen der Gigathlon-Hymne von Betty Legler lauschte. Dank dem Gaskocher gab es sogar heissen Kaffee!
Der Zeltplatz leerte sich und auch die Busse fuhren weg. So machten wir uns auch auf, via Italien über die Kurven des Splügenpasses nach Sils. Der Weg war durch pinkige Wegweiser gut ausgeschildert. Vor uns erreichten schon viele den Parkplatz, aber es hatte noch genügend freie Plätze. Mit dem Shuttlebus erreichten wir die Wechselzone, wo Dani den eStick von Rolf übernahm und sich aufmachte, die etwa hundert Kilometer mit dem Bike zurückzulegen.
In Flims parkten wir bei der Talstation zum Skigebiet. Im Schatten der Busse freute ich mich auf meinen baldigen Einsatz, während sich der Rest des Teams auf dem Gaskocher eine Portion Pasta kochte. Wiederum brachte uns ein Shuttlebus in die Nähe der Wechselzone. Danach mussten wir jedoch noch eine knappe halbe Stunde durch den Wald gehen, bis wir schliesslich den Caumasee erreichten. Auf dem Spaziergang dahin sah ich noch zwei Clubmitglieder von Bremgarten, eine sollte heute meine Konkurrentin sein, die andere morgen.
Es war für mich total neu, dass ich nicht zu einer bestimmten Zeit starten konnte sondern auf den Wechsel warten musste. Um die Ablösung schnell zu machen bereitete ich mich schnell vor, wärmte mich auf und zog den Neoprenanzug sowie die orange Badekappe an. Viele beklagten in der Hitze die schwarze Farbe der Anzüge, ich begab mich schnell in den Schatten und hatte so nur noch das Problem der viel zu engen Badekappe. So hatte ich etwas Zeit, meine Mitbewerber zu betrachten, einige Gesichter waren mir bereits aus der Schwimmszene bekannt. Das Konkurrenzdenken war uns jedoch fremd. Geschwisterlich teilten wir das Wasser meines "Supporters" (danke;-)) und tauschten Erfahrungen aus. Als dann (endlich, endlich) Dani bei seinem Ziel eintraf, ging alles so schnell, ich hatte gar keine Zeit, nervös zu werden. Er übergab mir den eStick, ich liess die Zeit messen und sprang ins (verdient) kühle Nass. Ich hatte das Glück und konnte auf meiner kurzen, kurvenreichen Strecke mehrere Schwimmer überholen, so dass ich immer einen Ansporn hatte. Gegen Ende hatte ich dann jedoch mal wieder Orientierungsschwierigkeiten und schwamm auf die Anfangsboje zu. Beim Atmen bemerkte ich einige Zuschauer auf der Insel inmitten des Sees, die mir zuwinkten. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass sie mich nicht (nur) anfeuern wollten, sondern vor allem darauf hinweisen, dass ich falsch schwamm. Trotz meines kleinen Umweges erreichte ich das Ziel in einer guten Zeit und übergab an den Läufer Ralph.
Beim Umziehen wurde ich von einem Mann interviewt, erst Tage später bemerkte ich beim Durchlesen der Gigathlon News, dass dort meine Aussagen standen. Mit unserem Teambus weiter nach Bad Ragaz, wo wir eine grössere Auswahl an Parkplätzen hatten; das grosse Feld der Sportler hatte sich verteilt. Irene bereitete sich vor auf den letzten Teil des heutigen Tages. Wie wir alle anderen erreichte auch Ralph das Ziel in einer sehr guten Zeit und die letzte Etappe war begonnen.
Leider waren wir mit dem Auto nicht so schnell wie unsere Inlinerin, deshalb musste sie ohne unsere Unterstützung durchs Ziel laufen. Während ich mit Dani und Rolf die Zelte aufstellte, genossen Irene die Dusche und Ralph die Massage. Als Letzterer zurückgekehrt war, erzählte er von der Männerdusche, einem grossen Zelt ohne Dach. Es reizte mich, dieses zu fotografieren, aber ich wollte nicht so frech sein und liess es bleiben. Zu meinem Glück hatte jemand von den offiziellen Fotografen den Mumm dazu, so kann ich euch trotzdem noch das Foto im Album zeigen!;-)
Das Abendessen war wieder sehr gut, die kleine Information des Sprechers vor allem wegen der Autobahnstrecke erfreulich. Auf der Zwischenrangliste konnten wir entnehmen, dass wir auf dem 78. Rang standen von 644 Teams! Ein Nachtessen des Nachbarn unseres Teamchefs als Belohnung für einen Platz unter den ersten 100 war stark in die Nähe gerückt;-) Wiederum hatten wir die Zelte am Rande der Wiese aufgestellt, so hatte auch ich eine Chance, meinen Schlafplatz zu finden;-) Wiederum war es kurz nach 23 Uhr, als ich mich müde und erschöpft schlafen legte...


Sonntag, 4. Juli 2004
Etwas später als gestern, aber dennoch zu sehr früher Zeit wurde ich geweckt. Mit gepackten Zelten sassen wir beim Bus und frühstückten wieder aus dem Plastiksack. Ich begnügte mich jedoch mit sehr wenig, da ich bald starten durfte. Irene fuhr mit dem Shuttlebus nach Unterterzen, Dani begleitete mich an den Start, wo ich nach längerem Suchen Janine fand. Ich wollte unbedingt mit ihr schwimmen (oder zumindest starten;-)). Das Wasser im Walensee war mit 16.5° sehr kalt, aber wir waren frühmorgens alle sehr motiviert, die Strecke möglichst schnell zurückzulegen.
Seit 6 Uhr waren die ersten jeder Kategorie unterwegs, die schnellsten dahinter starteten im Jagdstart. Pünktlich um 7.15 Uhr ertönte das Startsignal und die Schwimmer stürzten sich ins Wasser. Das darauffolgende Gedränge war sehr ungewohnt für mich. Als ich dann von der rechten Schwimmerin immer mehr zu Janine nach links gedrängt wurde, gab ich nach und wechselte an den Rand. Nachdem sich das Feld etwas verteilt hatte, konnte ich fast neben Janine schwimmen, nur musste ich sie dann ziehen lassen, da sie (auch mit weniger Training) immer noch schneller ist als ich;-) Das kalte Wasser spürte ich dank Neoprenanzug nur an den Füssen und Händen sowie im Gesicht, aber es war erträglich. Nach längerem Schwimmen und einigen kleineren Orientierungsproblemen (ich vermisste die Linien am Boden wirklich!!!!) konnte ich in einem kleinen Schlussspurt noch einige Schwimmer überholen. Die Helfer standen am Ufer bereit um die schwankenden Wettkämpfer zu stützen. Obwohl die meisten gemütlich zur Wechselzone gingen, beschloss ich, meinen Schlussspurt fortzusetzen und konnte so schnell an Irene übergeben. Dankbar verpflegte ich mich am Sponser/Rivella-Stand, zog mich um und betrat mit Janine den Shuttlebus, der uns nach Mollis brachte.
Für den Wechsel zum Velofahrer kamen wir zu spät, so ging's gleich weiter nach Arth Goldau, wo Irene und ich endlich duschen konnten! Es tat richtig gut!! In der Wechselzone beendete Rolf seinen aktiven Teil des Gigathlons, Dani hingegen startete für seine letzte Etappe.
Auf dem Parkplatz konnte ich den Autoschlüssel ergattern und durfte so weiter nach Samstagern fahren. Gemütlich spazierten wir mit einem nervösen Ralph zur Übergabe. Dani hatte sich zu grosszügig eingeschätzt und musste seine Ablösung per Speaker suchen lassen, wir verloren aber nur etwa eine Minute. Wiederum fuhr ich weiter nach Zürich, wo wir erst sehr wenige Autos auf dem Parkplatz vorfanden. Es schien, als hätten wir unseren Platz in den vorderen Reihen verteidigen können.
In der Saalsporthalle konnten unsere Jungs endlich duschen, dann fuhren wir mit dem Shuttlebus weiter ins Zentrum von Zürich, an den Zieleinlauf am Mythenquai. Unsere Fans waren bereits eingetroffen. Nici mit beiden Kindern sowie Silvy mit ihrem erwarteten uns. Gemeinsam hofften wir auf die baldige Ankunft unseres Schlussläufers, der - wie er uns vorausgesagt hatte - pünktlich um halb fünf eintraf. Zu fünft legten wir die letzten Meter zum Ziel zurück und beendeten so unser Gigathlon Abenteuer. Das Foto vor der offiziellen Gigathlon-Sponsoren-Wand durfte natürlich nicht fehlen!
Das letzte Abendessen liessen wir uns nicht entgehen, für Älplermagronen mit Apfelmus mache ich noch sehr viel!;-) Eigentlich hatte ich vorgehabt, abends länger am Züri-Fäscht zu bleiben, aber ich war viel zu erschöpft!
Es war eine interessante Erfahrung, die ich sehr gerne wiederholen möchte! Das Konkurrenzdenken war den meisten fremd, alle Sportler waren offen zu kurzen Gesprächen und so wurde dieser Event zu einer unvergesslichen Erinnerung - zumindest für mich!
Ach ja, der Schlussrang fehlt ja noch... mit dem 74. Rang sind wir alle sehr zufrieden! Wir hatten unsere vorgegebenen Zeiten (sogar meine hatten sie erstaunlich gut eingeschätzt) immer eingehalten oder oft sogar noch unterboten. Ich freue mich auf nächstes Jahr!